25 Jahre Friedensstiftung Günter Manzke

Am 22.08.2020 fand die diesjährige Verleihung der Förderpreise statt.

Foto: Philipp Schulze/Landeszeitung

 

TREIBSTOFF NACH VORNE

Volkstorf. Der Wein war ausgesucht, der Saal für ein gediegenes Essen in würdigem Rahmen bestellt, die Gäste eingeladen. Doch die Corona-Pandemie machte auch der Friedensstiftung Günter Manzke einen Strich durch die sorgsam ausgearbeiteten Pläne. 75 Jahre Frieden in Europa, 25 Jahre Friedensstiftung – das wollte die Familie Manzke besonders begehen.

Die diesjährige Verleihung der Förderpreise musste indes nicht ausfallen. Im kleinsten Rahmen kamen die Bedeutung und die Leistung der zwölf Preisträger vielleicht sogar noch größer zur Geltung. Und das lag nicht nur an der in diesem Jahr mit Abstand höchsten Summe für die Auszeichnungen: Mit den 75.000 Euro übersprang die Förderung die Marke von einer halben Million Euro seit 1995.

Keine Partner, keine Prominenz

„Uns war es wichtig, in alternativer Form zusammenzukommen“, betonte Stiftungs-Vorstand Felix-Benjamin Manzke am Sonnabendvormittag zur Begrüßung der 22 Gäste im Veranstaltungsraum der Firma Manzke in Volkstorf. Jeder Preisträger konnte nur mit einer Person anwesend sein, dazu Jury und die Vertreter der Stiftung. Keine Partner, keine Prominenz, nur die Presse als einzige Öffentlichkeit.

Auch ohne Feier sei es der Stiftung wichtig, die Initiativen zu würdigen und ihnen eine Plattform zu geben, betonte Manzke: „Ich blicke mit Stolz und auch ein wenig Demut auf diese 25 Jahre und die vielen Menschen mit ihren tollen Projekten zurück.“ Der Stiftungs-Vorstand sieht in diesem ehrenamtlichen, freiwilligen und selbstlosen Engagement „den Treibstoff, der uns in den nächsten 25 Jahren nach vorn bringen wird“.

Johanna Gerhard verknüpfte gefühlvoll als Stiftungsrat- und Juryvorsitzende die Erinnerung an 75 Jahre Frieden mit der Stiftungsidee vor 25 Jahren. „Für 75 Jahre Frieden in Europa können wir nicht dankbar genug sein. Dies ist aber auch Verpflichtung, den Frieden zu bewahren.“ Gerhard dankte insbesondere Uta und Eberhard Manzke, die die Stiftungsarbeit stets vielfältig unterstützten.

Acht Preisträger erhielten Zuwendungen zwischen 1000 und 5000 Euro. Die Juryvorsitzende schlug zum Auftakt den Bogen zum Ende des Zweiten Weltkrieges und bat Dr. Dirk Hagener nach vorne, der als Koordinator der Projektgruppe Timeloberg einen Scheck über 5000 Euro erhielt. Die eigentlich für dieses Jahr geplanten Aktivitäten zur Erinnerung an die Besiegelung der deutschen Kapitulation an diesem Ort können nun nächstes Jahr stattfinden, freute sich Hagener.

Gerhard stellte alle Initiativen vor. Die Jury hatte eine ganze Bandbreite des gesellschaftlichen Einsatzes in Stadt und Landkreis ausgewählt: Die Ausstellung „Operation Shamrock“ etwa, die an die Irland-Reise traumatisierter deutscher Weltkriegs-Kinder erinnert und nun ebenfalls 2021 im Kloster Lüne nachgeholt werden kann. Die Jugend- und Familienhilfe „Albatros“ gehört in diesem Jahr ebenso zu den Preisträgern wie der Kinderschutzbund, der Bürgerverein Bleckede, die Initiative „Martins Mantel“ in Deutsch Evern, die Teerunde der Religionen und die Bleckederin Jutta Ossenkopp, die mit vielfältigem Wirken „ein Glücksfall für das Gemeinschaftsgefühl in der Stadt Bleckede ist“, wie die Jury-Vorsitzende Bürgermeister Dennis Neumann zitierte.

Neue Anforderungen an das ehrenamtliche Engagement

Wie die Corona-Pandemie völlig neue Anforderungen an ehrenamtliches Engagement stellt, wurde an mehreren Stellen anschaulich. Besonders dramatisch war und ist es bei der Lüneburger Tafel, die ihre Ausgabestelle schließen musste und nun insbesondere mobil unterwegs ist. „Wir wissen immer noch nicht, wann wir wieder öffnen können“, sagte Tafel-Vorsitzende Konstanze Dahlkötter. Die 7500 Euro Preisgeld der Stiftung werden für den dringend benötigten neuen Bus eingesetzt.

Als „tolle Nachricht“ kommentierte Jürgen Schubbert vom Weißen Ring den Scheck in Höhe von 8000 Euro. Das Geld soll in den Aufbau einer Anlaufstelle zur besseren Beratung von Kriminalitätsopfern fließen. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagte auch eine sichtlich überraschte Antje Stoffregen, die 12.500 Euro für die Kindertafel entgegennehmen konnte. Das Geld hilft beim Kauf der Mobilen Küche, mit der nach den Sommerferien unter Corona-Bedingungen das Angebot wieder aufgenommen werden soll.

Guter Nachbar: „bundesweit einzigartig“

Zum Abschluss der kleinen Feierstunde gab es einen besonderen Höhepunkt: Als „bundesweit einzigartig“ bezeichnete Johanna Gerhard den „Guten Nachbarn“. Die Gemeinschaftsaktion der Lüneburger Wohlfahrtsverbände, die seit 1958 mit Unterstützung der Landeszeitung unbürokratisch unverschuldet in Not geratenen Menschen hilft, wo keine gesetzliche Hilfe greift. „Auch Sie merken, dass durch Corona diese Hilfe stärker nachgefragt und noch wichtiger wird“ – mit diesen Worten bat Johanna Gerhard Wolfgang Klose, bis vor Kurzem Vorsitzender des Guten Nachbarn, nach vorne und überreichte ihm einen Scheck über 25.000 Euro, der größten Einzelsumme für einen Preisträger der vergangenen 25 Jahre.

„Das hat mich fast sprachlos gemacht“, bedankte sich Klose. Bei der Arbeit des „Guten Nachbarn“ würden oft schon kleine Summen und eine Beratung helfen, betonte Klose. In seine Dankesworte stimmten alle anderen mit einem lautstarken Beifall ein: „Das hilft uns unendlich. Danke im Namen der Menschen, die in Stadt und Landkreis diese Hilfe brauchen.“

Aus der Landeszeitung vom 24.08.2020, Autor: Marc Rath

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